Niedersachsen ist hinter Hessen und Bayern das waldreichste Bundesland Deutschlands. Zudem ist Niedersachsens Wald landesweit der naturnächste großflächige Lebensraum einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt. Mit einer Waldfläche von 1.204.591 ha sind etwa 25 % des Landes Niedersachsen bewaldet.
Diese Fläche verteilt sich niedersachsenweit und lässt sich in größere Waldregionen gliedern: Das Ostniedersächsische Tiefland (428.575 ha), das Niedersächsische Bergland (395.040 ha) sowie das Westniedersächsische Tiefland (380.976 ha). Zum Niedersächsischen Bergland zählen Harz, Solling und auch das Weser-Bergland.
Diese Waldgebiete sind vor allem bei Wanderern und Erholungssuchenden sehr beliebt. Allein im Jahr 2021 gab es laut einer Bürgerumfrage über 220 Millionen Besuchende. Das flächendeckende und gut ausgebaute Wegenetz in den Waldgebieten lädt hier zum Erholen, Wandern und Spazieren gehen ein.
Der Wald wurde schon seit der Frühzeit durch den Menschen genutzt und dementsprechend geprägt. Zum Anfang der Siedlungszeit wurde vor allem Wander-Ackerbau mit Brandrodung betrieben, dabei wurden, statt eines Fruchtwechsels, bevorzugt neue Ackerbauflächen genutzt. Kriterium für die Auswahl der Baumarten war ihr Nutzen als Futterpflanze. Die brachfallenden Ackerflächen wurden als Weide genutzt oder neu bewaldet - vornehmlich mit Salweide, Aspen und Birken, welche dann als Brennholz genutzt werden konnten.
Zur Zeit des Mittelalters war das Verhältnis zwischen Waldfläche und Bevölkerungsdichte angemessen, erst zur Zeit der Renaissance, mit wachsender Bevölkerungsdichte, begann die Raubwirtschaft in Bezug auf den Wald. Dadurch wurde der naturangepasste Kreislauf gestört und die natürliche Fähigkeit zur Regeneration des Waldes war nicht mehr gegeben.
In der Zeit der frühen Industrialisierung kam es dann zur Zerstörung vieler Wälder. Die Köhler, Glassmacher, Aschenbrenner und auch die Salinen verbrauchten großen Mengen an Holz. Zudem entnahm die Landwirtschaft für die Düngung der Böden Humus aus dem Wald, wodurch das Ökosystem nachhaltig geschädigt wurde.
Der aktuelle Waldzustandsbericht zeigt, dass auch in Niedersachsen der Wald zunehmend gefährdet ist. Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall haben in den letzten Jahren die niedersächsischen Wälder geschwächt und dazu geführt, dass besonders im Harz und anderen Mittelgebirgsregionen (z.B. Solling, Bramwald, Kaufunger und Reinhäuser Wald) sehr viele Bäume gestorben sind. Mehr als die Hälfte aller Fichten mussten bereits 2017 entnommen werden. Dazu kamen Schädlingsbefälle und der Sturm Friederike 2018. Seitdem entwickeln sich die Schäden weiter und befinden sich 2021 auf einem Höchststand: Im Jahr 2021 betrug die mittlere Kronenverlichtung der Waldbäume 22 %.
Um etwas dagegen zu tun, wird empfohlen in Zukunft klimaresistente Arten bzw. an das Klima angepasste Arten zu pflanzen. Hierbei müssen besonders die abiotischen Faktoren (z.B. Boden, Nährstoffe, Wasserhaushalt, Sonneneinstrahlung, etc.) beachtet werden als auch die sich ändernden Lebensbedingungen. Wichtig ist hierbei die Zunahme der Baumartenvielfalt sowie die Nutzung des genetischen Potentials von heimischen Baumarten, die sich bereits an die sich ändernden Umweltbedingungen angepasst haben.
Die SDW Niedersachsen engagiert sich hier in vielen kleinen Projekten und Arbeitsgruppen zu den unterschiedlichsten Themen, die den Wald betreffen. Außerdem gibt es einige Fachtagungen und Veranstaltungen zu aktuellen Themen wie beispielsweise der Windenergie im Wald.
Eiche, Buche, Fichte und Kiefer prägen die niedersächsischen Wälder!
Die Verteilung von Laub- und Nadelbaumarten in den niedersächsischen Wäldern entspricht fast dem Bundesdurchschnitt. Mit 53 % überwiegt der Anteil der Nadelbäume leicht, dem der Laubbäume.
Dennoch ist die am häufigsten anzutreffende Baumart in den Niedersächsischen Wäldern mit deutlichem Abstand die Kiefer. Mit 29 % ist fast jeder dritte Baum in unseren Wäldern eine Kiefer, lediglich in den östlichen Bundesländer sind noch höhere Anteile dieser Baumart zu verzeichnen. Gefolgt wird die Kiefer von der Fichte (17 %). Unter den Laubbäumen prägen die Eiche (13 %) und die Buche (14 %) das Bild der niedersächsischen Wälder. 70 % der niedersächsischen Wälder haben einen Laubbaumanteil, 24 % sind sogar reine Laubwälder - zumeist handelt es sich hierbei um Eichen- oder Buchenwälder mit einer Beimischung anderer Laubgehölze. 30 % der niedersächsischen Wälder sind reine Nadelwälder, dies ist durch die Nutzung und Geschichte des Niedersächsischen Waldes zu erklären.
Quellen:
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (2022): Zahlenspiegel Wald in Niedersachsen.
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (2014): Der Wald in Niedersachsen - Ergebnisse der Bundeswaldinventur 3.
Eine Zusammenfassung über die Baumarten-Zusammensetzung in den niedersächsischen Wäldern folgt noch... .
Entgegen der landläufigen Meinung der Wald gehöre allen, sind die Besitz- und Eigentumsstrukturen auch für den Wald klar geregelt. Jedes Waldstück hat einen Besitzer und dieser kann sein Eigentum individuell gestalten und bewirtschaften. In Niedersachsen dominiert der Anteil der privaten Waldeigentümer sehr deutlich. Mit 59 % der niedersächsischen Waldfläche sind über die Hälfte der Fläche in privater Hand. Dem Privatwald werden auch die Genossenschaftswälder zugeordnet. Durch die bäuerlichen Strukturen im Niedersächsischen Tiefland dominiert der Privatwald in diesen Regionen sehr stark, während im Niedersächsischen Bergland die Eigentumsstrukturen überwiegend durch Genossenschaftswälder geprägt werden.
Der Anteil des öffentlichen Waldes ist in Niedersachsen im Vergleich zu Deutschland relativ gering. Landeswald ist vor allem im Niedersächsischen Bergland vorzufinden und macht rund 43 % der Waldfläche in dieser Region aus. Überwiegend ist dieser im Besitz der Niedersächsischen Landesforsten. Der Anteil des Bundeswaldes ist in Niedersachsen insgesamt sehr gering, einen großen Anteil davon machen die in der Lüneburger Heide auf den Truppenübungsplätzen zu findenden Waldflächen aus.
Eine Zusammenfassung über die Forst- und Holzbranche in Niedersachsen folgt noch... .