Der Wald spielte für die Menschen schon immer eine wichtige Rolle. Er ist tief in der Kultur unseres Landes verwurzelt. Die Worte Baum und Wald sind in vielen Redensarten, Sprichwörtern, Orts- und Familiennamen enthalten. In Dichtung, Märchen, Literatur und Malerei sind die Bäume und Wälder nicht wegzudenken.
Neben der seit Jahrhunderten erfolgten Nutzung des Waldes stellen der Wald und die Forstbetriebe der Gesellschaft eine Reihe weiterer Produkte und Leistungen – überwiegend unentgeltlich – zur Verfügung.
Die Natur erfüllt eine Vielzahl von Aufgaben und Leistungen. Diese sind wichtig, damit die jeweiligen Ökosysteme funktionieren. Darüber hinaus bieten sie viele Vorteile für unser Wohlbefinden. Der Wald stellt uns beispielsweise sauberes Trinkwasser, gutes Klima, Nahrungsmittel und langlebige Holzprodukte bereit.
Wälder speichern sehr große Mengen Kohlenstoff, da sie bei der Fotosynthese Kohlendioxid (CO2) aufnehmen, Holz bilden und somit das Klima unserer Erde stabilisieren. Sie geben das CO2 erst wieder in die Atmosphäre ab, wenn das Holz verrottet oder verbrannt wird. Allein in den Wäldern Deutschlands sind etwa 2,5 Milliarden Tonnen CO2 gespeichert, mehr als die Hälfte davon im Waldboden. In der Debatte um den Klimawandel sind Wälder neben den Ozeanen die wichtigste Kohlenstoffsenke auf der Landfläche.
Außerdem filtert ein Hektar Wald pro Jahr rund 50 Tonnen Staub aus der Luft und produziert circa 30 Tonnen Sauerstoff.
Wald gleicht tägliche und jährliche Temperaturschwankungen aus, erhöht die Luftfeuchtigkeit und steigert die Taubildung. Da das Waldklima durch die geringere Sonneneinstrahlung und die höhere Luftfeuchte geprägt ist, sind die Lufttemperaturen im Sommer dort meistens niedriger als im Freien. Es können Unterschiede von 3° bis 6°C gegenüber dem Freiland und 4° bis 8°C gegenüber von Städten eintreten. Große zusammenhängende Waldflächen in der Nähe von Städten beeinflussen das Klima positiv. Die Temperaturunterschiede zwischen Wald und Stadt bewirken einen ständigen Luftaustausch (Kaltluftschneisen). Gleichzeitig filtern Blattorgane Staub, Ruß und gasförmige Verunreinigungen aus der Luft heraus, so dass als Ergebnis kühle und gereinigte Luft in die Siedlung zurückfließt. Ferner schützt der Wald benachbarte Flächen vor Wind und Frost.
Wälder bieten unzähligen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Bis zu 10.000 Tier- und Pflanzenarten – davon allein über 50 Baumarten – leben im deutschen Wald und bilden eine komplexe Lebensgemeinschaft. Sie sind die mit Abstand bedeutendste Vegetationsform und gehören zu den naturnächsten Elementen unserer Landschaft.
Wichtig für den Naturschutz sind auch die geschützten Flächen wie in den Nationalparken oder Naturschutzgebieten, wo sich die Natur weitgehend ohne Eingriff des Menschen entwickeln kann. Die naturnahe, standortgerechte Bewirtschaftung der Wälder sind ebenfalls wichtig für den Erhalt der Biodiversität.
Totholz gehört zum natürlichen Kreislauf im Wald. Es entsteht, wenn Bäume absterben und sich ihr Holz zersetzt uns stellt für viele Arten eine Lebensgrundlage dar. Viele Arten sind darauf spezialisiert. Totholz ist somit ein wichtiger Faktor für die biologische Vielfalt.
Im deutschen Wald gibt es durchschnittlich 22,2 Kubikmeter Totholz pro Jahr und Hektar. Fast die Hälfte (49 Prozent) ist oberirdisches Totholz. Früher wurde das meiste Totholz entnommen und als Brennholz genutzt. Heute gehört zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung ein angemessener Totholzanteil zum Schutz der biologischen Vielfalt.
Waldböden geben Niederschläge nur langsam an das Grundwasser ab. Dadurch können schädliche Stoffe wie Schwermetalle und Luftschadstoffe herausgefiltert werden. Etwa 70 Prozent des bundesweit gewonnenen Trinkwassers kommt aus den Wäldern.
Laubwälder haben dabei generell eine stärkere Filterwirkung als Nadelwälder. Gleichzeitig ist bei einem Buchenbestand die Grundwasserneubildung höher. Es fließen 47 Prozent (33 Prozent im Fichtenwald) ins Grundwasser ab. Buchenwälder sind somit “Trinkwasserwälder”. Rund 2,1 von 11,4 Millionen Hektar Wald sind Trinkwasserschutzgebiet.
Der Wald spielt in der Erholung und Freizeit eine herausragende Rolle. Für Bewegung und Entspannung ist der Wald ein idealer Ort mit ausgeglichenem Lokalklima, Ruhe und vielfältigen Waldeindrücken. Mit der Corona-Pandemie haben noch mehr Menschen den Wert der Wälder für sich entdeckt. Der gestresste Mensch erholt sich nicht nur subjektiv durch die Ruhe und lebendige Stille des Waldes, sondern der Wald liefert auch objektiv gesehen überzeugende Daten: 99 Prozent weniger Staubteilchen und eine durch ätherische Öle angereicherte Luft regeneriert die Lungen. Der Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung und die höhere Luftfeuchtigkeit werden ebenfalls als angenehm empfunden. Hinzu kommt, dass es im Sommer im Wald meist zwei bis drei Grad Celsius kälter ist als in der freien Landschaft, weshalb der Wald dadurch ein toller Erholungsort gegen die Hitze ist.
Wenn Sie den Wald mit allen Sinnen erleben möchten, bieten Ihnen unsere Achtsamkeitspfade eine gute Möglichkeit dafür.
Holz ist einer der wenigen nachwachsenden Rohstoffe, der in nennenswertem Umfang bei uns wachsen kann. Holz ist der Rohstoff für die Holz- und Papierwirtschaft und damit die Grundlage für die Einkommen der im Wald Arbeitenden und der Waldbesitzenden. Der gesamte Wirtschaftssektor in Deutschland, der auf dem Rohstoff Holz aufbaut, beschäftigt rund 1,1 Millionen Arbeitskräfte und erzielt einen Jahresumsatz von rund 180 Milliarden Euro (2018) – insbesondere im ländlichen Raum. Der Holzverkauf ist mit über 90 Prozent die wesentliche Einnahmequelle der Forstwirtschaft, durch die auch Maßnahmen für die Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes finanziert werden.
Waldböden sind die einzigen Komponenten der Natur, die sich meist über Jahrhunderte hinweg fast unbeeinflusst entwickeln können. Baumwurzeln nehmen Nährstoffe auf, versorgen die Bäume für das Wachstum des Holzes, regelmäßig fallen Blätter und Nadeln ab, die dann verrotten und so wieder die gespeicherten Nährstoffe freigeben. Ein Kreislauf, denn das Holz (das auch genutzt wird) besteht aus CO₂ aus der Luft und enthält kaum Nährstoffe. Die intensive Durchwurzelung der Waldböden – vor allem durch die der Laubbäume – lässt den Regen schnell in den Boden eindringen und bewirkt eine schwammartige Wasserhaltefähigkeit. Im Gebirge sind intakte Mischwälder wichtig für den Schutz vor Muren und Lawinen.
Aufgrund der Wasserhaltefähigkeit des Waldbodens bewahrt der Wald die Landschaft vor Erosion, das heißt Bodenabtrag, durch rasch abfließendes Oberflächenwasser. Auch die Gefahr von Bodenrutschungen kann der Wald verhindern, da das weitverzweigte Wurzelnetz der Bäume dem Boden Halt gibt. Laubbäume tragen durch ihre intensivere Durchwurzelung mehr zum Bodenschutz bei als die Nadelbaumarten. Aber auch intakte Nadelmischwälder sorgen im Hochgebirge für den Schutz vor Muren und Lawinen.
Um diese wichtigen Funktionen der Waldböden zu erhalten, ist es besonders wichtig, dass der Wald entsprechend bewirtschaftet wird. Werden Böden mit schweren Maschinen befahren, verdichten sie sich und können den Niederschlag weniger gut bis kaum mehr aufnehmen. Um dies zu verhindern, ist das Feinerschließungsnetz aus Rückegassen, die das kontrollierte Befahren der Waldböden ermöglichen, besonders wichtig. Von dort aus erfolgen alle forstlichen Maßnahmen, die einen größeren Maschineneinsatz verlangen. Neben bodenschonender Technik ist der Einsatz von Rückepferden eine Möglichkeit, bodenschonend und naturnah das Holz aus dem Wald zu entfernen.
Zu den bedeutenden Ökosystemleistungen des Waldes gehört seine Fähigkeit, Wasser schnell zu versickern und zu speichern. Niederschläge fließen im Wald nicht einfach als Oberflächenwasser ab. Die Hohlräume im Waldboden sorgen für eine hohe Wasserspeicherkapazität. Die Humusschicht kann in kurzer Zeit große Mengen an Niederschlagswasser aufnehmen und speichern.
Tiefwurzelnde Baumarten wie Eiche, Pappel und Erle können das Wasser in tiefere Bodenschichten leiten und den Oberflächenabfluss verlangsamen. Damit ist der Wald in der Lage, Niederschlagsspitzen abzuschwächen und einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz zu leisten.
Ist diese erste Bodenschicht jedoch durch Extremniederschlagsereignisse gesättigt, kann auch der Waldboden kein Wasser mehr aufnehmen und der Regen läuft oberflächig ab.
Deshalb müssen wir den Flüssen wieder mehr Raum geben und die Auenlandschaften wiederhergestellt werden. Der Rückbau von Flussbegradigungen führt zu einer Verringerung der Hochwasserpeaks und der Fließgeschwindigkeit. Die Bepflanzung von Uferböschung kann diesen Effekt noch verstärken und Gewässerränder stabilisieren. Auch beim Erosionsschutz der Hänge können Bäume einen Beitrag leisten. Eine Landschaft mit vielen Waldstrukturen und genügend Raum für die Mäanderbildung des Flusses ist weniger anfällig für extreme Hochwasserereignisse.
Seit über 70 Jahren nutzt die SDW den Wald als Lernort. Er ist der ideale Ort, um den Begriff der Nachhaltigkeit zu veranschaulichen, die im Wald vor 300 Jahren eingeführt wurde. Jede Handlung im Wald hat Auswirkungen für die nachfolgenden Generationen.
Die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) will Menschen zum Denken und Handeln für die Zukunft befähigen. Einstellung und Wissen zum Wald zählen zu den Schlüsselthemen zur Vermittlung nachhaltiger Entwicklung. Der Lernort draußen im Wald stellt zudem hervorragende Voraussetzungen für Lernen zur Verfügung, wie beispielsweise offene Räume, eine Vielfalt an Materialien oder das Spannungsverhältnis zwischen Altvertrautem und Neuem. Gemeinsam mit anderen können solche Lern- und Naturerfahrungen Umweltbewusstsein aufbauen und die Bedeutung des Waldes für uns Menschen erfahrbar machen. Die SDW fördert mit waldbezogenen Bildungsaktivitäten Kompetenzen zur Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft und unterstützt damit auch das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Auf dieser Grundlage entwickelt die SDW ihr waldpädagogisches Konzept immer weiter.