Der Borkenkäfer ist einer der gefährlichsten Schädlinge in der Forstwirtschaft. Es gibt unterschiedliche Borkenkäferarten, die verschiedene Baumarten befallen. Die gefährlichsten Borkenkäfer sind der Buchdrucker und der Kupferstecher, die beide vor allem die Fichte befallen. In den Medien werden diese beiden Arten nicht unterschieden – dort heißen sie nur „Borkenkäfer“.
Expert:innen vom Julius-Kühn-Institut befürchten, dass 2023 der Borkenkäferbefall eine ähnliche Höhe erreicht wie 2021. Der Befall mit Borkenkäfern hat im vergangenen Jahrzehnt stark zugenommen. Im Jahr 2011 waren noch 18[SK1] ,4 Prozent des eingeschlagenen Schadholzes auf die Schädlinge zurückzuführen. 2021 war der Holzeinschlag zu 81 Prozent von Insekten verursacht.
Gegen einen kleinen Befall der Borkenkäfer kann sich ein gesunder Baum erfolgreich wehren. Zu seinem Schutz produziert er verstärkt Baumharz und verhindert so das Eindringen des Schädlings durch die Rinde.
Bei geschwächten Bäumen oder einem Befall durch zu viele Käfer funktioniert dieser Schutzmechanismus nicht mehr. Der Baum ist den Schädlingen ausgeliefert.
Das Gefährliche aller Borkenkäferarten und deren Larven ist, dass sie verborgen unter der Rinde ihre Eier ablegen. Die schlüpfenden Larven fressen die wichtigsten Schichten, unter anderem das Wachstumsgewebe (Kambium), unter der Rinde und zerstören die Lebensadern des Baumes mit dem Saftfluss. Das führt zum Absterben des Baumes.
Borkenkäfer vermehren sich exponentiell. Aus einem einzigen Käferpärchen werden so über 100.000 neue Käfer. Drei Generationen bedeuten, dass aus einem befallenen Baum (1. Generation) 20 Bäume (2. Generation) und daraus 400 Bäume (3. Generation) werden. Bei Nichtauffinden und Nichthandeln an dieser Befallsstelle ist im August/September der Hektarbereich des Schadensausmaßes überschritten.
Buchdrucker gehören zu der Gruppe von Insekten, die ständig zu Übervermehrungen neigen. Trockenwarme Witterungssituationen nutzen sie effektiv aus und bilden zwei oder drei Generationen aus.
Sie beginnen dann bereits im April mit der Eiablage, die Jungkäfer sind sechs bis sieben Wochen später fertig (erste Generation); erneut werden Eier abgelegt, die zweite Generation Käfer ist auch nach sechs Wochen ausgebildet und die erneuten Eier entwickeln sich in sieben bis zehn Wochen bis in den November (dritte Generation).
Borkenkäferarten sind „sekundäre“ Schädlinge, d.h. sie finden nur in kränkelnden und absterbenden Bäumen günstige Entwicklungsbedingungen. Durch Trockenheit, Windwurf, Schneebruch oder Emissionen geschwächte Nadelbäume sind ihre besten Brutstätten. So gab es bereits nach Katastrophen wie dem Orkan „Lothar“ (1999)„oder „Kyrill“ (2007) Massenvermehrungen.
Seit 2018 leiden die Wälder verstärkt unter Trockenheit und Hitze und können sich gegen die Schädlinge immer weniger wehren. Der Druck der Käfer ist so groß, dass auch andere Baumarten wie Kiefern und Douglasien, aber auch Laubbäume befallen werden.
Kurzfristig muss in Nadelholzbeständen besonders in den Flugzeiten der Borkenkäfer verhindert werden, dass bruttaugliches Material zur Verfügung steht. Deshalb müssen umgehend befallene Bäume gefällt und abtransportiert werden. Erstmals war dies 2019/2020 nach dem flächenhaften Absterben von 285.000 Hektar Waldfläche nicht überall möglich, da Personal und Maschinen nicht ausreichend vorhanden waren.
Der Umbau von Nadelholzreinbeständen in laubholzreiche Mischbestände ist nicht nur eine Maßnahme gegen den Klimawandel, sondern auch die wichtigste mittel- bis langfristige Maßnahme gegen Massenvermehrungen.